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Hühner machen süchtig!

 

Einmal mit dem Hühnervirus infiziert, läßt er einen nicht mehr los. Hühner fand ich schon immer toll. Zuerst hatten wir die Großen in Form von Vorwerkhühner und Amrocks, nun laufen die Zwerge durch den Garten. Da möchte man sich ein wenig über neue Rassen informieren, ruft verschiedenste Seiten auf und wird schier erschlagen von der Vielfalt an Formen, Größen und Farben! Frei nach dem Motto: Für Jedermann das richtig Huhn!

Da gibt es die Riesen und die ganz Kleinen, die Hochbeinigen, die Tiefergelegten, die Kämpfer, die Seidenhühner, die Strupphühner- einmal quer durch die verschiedensten Rassen hindurch- Hühner mit Haube auf dem Kopf oder mit Backen- und Kinnbart, die ein Kontrastprogramm zu den sog. Show-Girls und Nackthalshühner bilden. Seidenhühner gelten als waren Gluckenmonster, während andere Rassen sich erst einmal bitten lassen, meistens dann doch vergeblich, so dass nur noch die Kunstbrut übrig bleibt. Die Natur hätte diese Hühnerrassen längst von der Liste gestrichen, doch wir Menschen helfen da gerne nach.

Doch nicht nur das, auch die Charaktere sind derart einzigartig, dass man sich kaum auf eine Rasse festlegen mag! Möchte man eher gemütliche Federbälle um sich haben oder doch die etwas aufgeregteren und höher getakteten Zwergrassen? Jeden Tag ein Ei oder doch lieber mehr für's Auge? Findet man sich auf der Seite der Geflügelzüchter wieder, die sich für den Erhalt alter Rassen einsetzen, oder hat man ein Herz für ausgemergelte Hybridhühner? Sieht man sich sogar als Selbstversorger, der nicht nur die Eier haben möchte, sondern auch die Tiere aufzieht, sie schlachtet und um komplett verwertet? Es gibt ja schließlich für jeden Bedarf das Richtige. Ob nun Lege-, Fleischrasse oder Zwiehuhn. Die Welt der Hühner scheint schier unendlich und wird nur von den eigenen Vorstellungen und Vorlieben begrenzt. 

 

Eines ist sicher: seit Großvaters Zeiten hat sich einiges geändert. Hühner sind nicht mehr nur ein Lebensmittellieferant, sondern mitunter ein Haustier mit lebenslangem Wohnrecht. Während Huhn früher von dem überlebte, was wir Menschen wegwarfen, gibt es nun Futter für jede Lebenslage. Wenn man mit Kükenstarter, Junghennenfutter und dem Legemehl zufrieden ist, greift der Hühnerhalter fachmännisch zu getrockneten Kräutermischungen und Vitaminzusätzen, läßt die Hühner gar getrocknete Shrimps aus der Hand picken, während der Rest der Geflügelschar sich auf der Hühnerschaukeln den Alltag vertreibt oder in Katzentoiletten hinter liebevoll genähten Gardinen ein ruhiges Örtchen zum Eierlegen sucht. Und alles hat seine Darseinsberechtigung! Aus Ermangelung an Tierärzten, die sich mit Nutztieren auskennen, wird man über Kurz oder Lang zu einem kleinen Kräuterexperten, der für jedes Wehwehchen das richtige Kraut parat hat. Was soll ich sagen: Es wirkt!

 

Selbst in den eingestaubten Parzellen der Kleintierzuchtvereinen scheint man- einhergehend mit einem Generationenwechsel- langsam umzudenken. Nun übt man vorsichtig Kritik an den Weisheiten der alten Züchter und probiert mutig Neues aus. Man greift nicht mehr zum althergebrachten Hühnerfutter, sondern hievt den 15kg Sack mit gentechnisch freien Zutaten ohne GVO aus dem Regal bzw. beobachtet genau, wie der arme Paketdienst diesen die Treppen hinaufschleppt.  Vorbei die Zeiten, wo die Hühner einen kahlen Auslauf hatten. Diese werden nun gerne begrünt, gar bepflanzt, die kleinen Hütten hergerichtet, so dass man es nicht als Arbeit oder gar Last ansieht, den Hühner das Futter zu bringen. Nein, man ist gerne dort, ein Ort mit Leben, wo man Zeit mit seinen Tieren verbringt. 

 

Doch egal wie verschroben einige von uns sind, eines haben wir Hobby-Hühnerhalter alle gemeinsam: Wir lieben unser Federvieh, jeder auf seine ganz persönliche Art und Weise. Alles andere wäre langweilig. Und genau so sollte es sein und Bitteschön auch bleiben!